Wie Sanktionen plötzlich verschwinden
Die USA haben – vermutlich aus reiner Menschenfreundlichkeit und garantiert nicht, weil wieder mal irgendwo ein schmieriger Deal winkt – ihre Sanktionen gegen ein paar handverlesene Kumpels der myanmarischen Militärjunta aufgehoben. Mehrere Unternehmen und Einzelpersonen dürfen sich freuen: Das Finanzministerium schweigt gnädig über die Gründe. Offenbar ist Transparenz so… keine Ahnung, früher™.
Wenn die Junta winselt, liefert der Westen
Sehr nett: Der Oberputschist Min Aung Hlaing hat ganz höflich bei US-Präsident Trump angeklopft und gejammert, die Sanktionen würden irgendwie beiden Seiten schaden. Wie rührend! Da lässt man schon mal Demokratie und Menschenrechte auf dem Wochenmarkt stehen, während man mit blutigen Fingern an der „Partnerschaft“ schraubt. Zur Belohnung bekam Trump ein paar schmeichelhafte Worte zurück – den wahren Patrioten erkennt man schließlich daran, dass er bei Mord, Folter und Unterdrückung nicht lange fackelt, wenn’s den eigenen Taschen hilft.
Willkommen in der freien Welt, wo das Leitbild nicht mehr Menschenrechte heißt, sondern Lobbyoptimierung.
Myanmar? Ach, warte … das ist doch irgendwo weit weg, oder?
Human Rights Watch ist – wie zu erwarten – entsetzt: Man sieht darin eine fundamentale Wende in der US-Außenpolitik. Nun, Überraschung! Wer nach dem Putsch 2021 noch glaubte, irgendwer im Westen hätte noch Restwürde gegenüber dieser Eskalation in Myanmar, der darf jetzt endgültig den letzten Glauben verlieren. Während Aung San Suu Kyi weiter im Knast verschimmelt und die Junta Bürger meuchelt, lockert ausgerechnet „die letzte Supermacht der freien Welt“ den Geldhahn für die Schlächter.
Wer weiß, vielleicht haben die USA ja nur Angst, Myanmar könne demnächst auf den asiatischen Markt für Discount-Demokratien aufspringen und ihnen die Konkurrenz machen? Oder irgendein anonymer Milliardär will das nächste Mekka für Blutdiamanten aufbauen. Wie auch immer: Willkommen in der Freihandelszone für Kriegsverbrecher.
„Klassenkampf ist, wenn die da oben neue Freunde wollen und alle Prinzipien dabei über Bord gehen. Humus gibt es gratis dazu – mit ordentlich Blut gedüngt.“
Moralkurse fallen wieder – Wirtschaftlich leider notwendig
Und genau so läuft das: Über Deals mit Despoten, korrupte Militärjunta-Buddies und moralisches Totalversagen wird geflissentlich dann berichtet, wenn gerade kein Krieg, keine Überschwemmung oder keine royale Hose offen ist. Hauptsache, das große Leid füllt erst mal brav die Schlagzeilen – sorgt schließlich für ordentliche Klickzahlen und einen Schuss Empörung, die schön im Teig der eigenen Ohnmacht aufgeht.
Der Arsch der Welt hat leider keine Lobby
Und was passiert währenddessen hinter den Kulissen, irgendwo am anderen Ende der Welt – am „Arsch der Globalisierung“, wie es keine Redaktion je formulieren würde? Richtig: Da werden Konten freigemacht, Sanktionen stillschweigend beerdigt, und der Goldteppich für die Bonzen ausgerollt. Rechtfertigungsroutine: Wirtschaftliche Notwendigkeit, diplomatische Sachzwänge, lalala. Da blüht der Zynismus, während Demokratie weiter unter’m Stiefel verreckt.
Es bleibt dabei: Solange nicht irgendwo Explosionen in den großen Zeitungen clickbait-mäßig viral gehen, bleiben die absurden Deals mit Mörderregimes exakt das, was sie im westlichen Mediensumpf sein sollen – unsichtbarer Dreck unter den Teppich gekehrt, an dem sich höchstens mal ein*er investigativen Praktikanti*n1 den moralischen Zeh stößt. Aber hey, irgendwo muss die freie Welt ja sparen – billiger kommt das Image-Branding sonst nirgends.
„Hinter den Schlagzeilen wachsen die Leichenberge im Schatten der Bilanzen – wer genau hinsieht, bekommt Gratis-Ironie und bitteren Humus zum Frühstück.“
- https://www.deutschlandfunk.de/usa-heben-sanktionen-gegen-verbuendete-des-militaerregimes-auf-102.html ↩︎