
… Lüge und parlamentarischem Verrat – direkt zu Nikolaus
Es glitzert, riecht nach Zimt und Schuldgefühlen – und ist der schönste Selbstbetrug des Jahres. Dieses Fest, das angeblich von Liebe, Frieden und Menschlichkeit handelt, ist in Wahrheit ein heiliges Konzert aus Markt, Macht und Verlogenheit. Staat, Kirche und Wirtschaft verdienen sich einen goldenen Hut, während sie uns einreden, wir sollten brav konsumieren und uns liebhaben.
„Die stillste Zeit im Jahr“, sagen sie. Still ist daran nur das Schweigen über das, was wirklich zählt: Armut, Ausschluss, Einsamkeit.
Der Kapitalismus trägt Heiligenschein
Hinter jedem funkelnden Lichtermeer steht Ausbeutung. Menschen schuften in stickigen Hallen, fahren Pakete bis nachts, reißen sich in Verkaufsräumen den Rücken kaputt. Die „frohe Botschaft“ ist ihr Überstundenkonto. Die regierungsnahen Handelskonzerne genießen’s, der Staat hüllt sich in Schweigen, die Kirchen segnen das System – und alle feiern weiter, als wäre nichts.
Weihnachten liebt nur, wen es zeigen kann: Die weißglänzende, bürgerliche Familie, unangefochten in der Werbewelt. Queere Menschen, Arme, Migrant*innen und Geflüchtete sind nicht vorgesehen – verschwinden aus der Inszenierung, als wären sie Störfaktoren im heiligen Lichtermeer.
In dieser Zeit der vermeintlichen „Nächstenliebe“ werden diese Menschen nicht nur vergessen, sie verschwinden in Lagern, Käfigen, „Ausreisegewahrsam“. Dort, wo die Dunkelheit näher und das Recht schal ist.
Weihnachten der Gesetzgeber*innen: Schuldner und Blockierer der Menschlichkeit
Am 05.12.2025 hat der Deutsche Bundestag im vollen Glanze der Vorweihnachtszeit noch mal tief gezeigt, wo die Prioritäten liegen: Mit 457 zu 130 Stimmen hat er beschlossen (Drucksache 21/780), Menschen in Abschiebungshaft und „Ausreisegewahrsam“ das Recht auf verpflichtende anwaltliche Vertretung zu streichen. Eine politische Frechheit, die heißt: Rechtlos in Haft für Geflüchtete, statt Schutz und Handlungsmacht.
Weniger Schutz, mehr Willkür – offiziell bezeichnet als „Rechtsvereinfachung“ und „Beschleunigung“. Was es wirklich bedeutet: Härtere Repression und weniger Gerechtigkeit für jene, die ohnehin schon am meisten betroffen sind. Die, die am Rand leben oder eingesperrt werden, damit das „weihnachtliche“ Bild nicht zerstört wird.
Liebe, die verkauft und zerstört wird
„Fest der Liebe“ nennen sie das, was in Wahrheit soziale Kontrolle ist – Liebe wird verpackt, etikettiert und im Rabattposten verhökert. Eine Liebe, die brav und heteronormativ sein soll, andernfalls aber aussortiert wird.
Echte Liebe aber ist radikal solidarisch, laut, unbequem und schließt alle ein – auch die, die in Haft sitzen, die sonst niemand sieht und noch so viele mehr.
Kirchen und Staat lieben Weihnachten, denn es hält die Kritik leise und die Massen beschäftigt. Während in Innenstädten die Lichter glühen, werden Geflüchtete abgeschoben, Menschen stigmatisiert und der Rechtsstaat Schritt für Schritt demontiert.
Das Gesetz zur Abschaffung der Pflichtanwält*innen in Abschiebungshaft ist der Gipfel dieser Entmenschlichung – mitten in der Saison der „besinnlichen Stunden“. Und wir ahnen: Es wird nicht dabei bleiben. Das Grundgesetz scheint nur noch denen vorbehalten zu sein, die ins „Stadtbild“ passen.
Unser Fest: Solidarität statt Systemverarschung
Genug ist genug. Wenn Weihnachten bedeutet, Menschen unsichtbar und rechtlos zu machen, dann stehen wir lieber zusammen im Dunkeln – verbunden und wütend.
Feiern wir solidarisch: Gemeinsames Essen, gelebte Vielfalt, gegenseitige Unterstützung, lautes Sichtbarwerden derjenigen, die das System am liebsten verschweigen will.
Wenn jetzt wieder „Fröhliche Weihnachten“ aus Kirchen, Regierungsbüros und Konzernkommentaren hallt, dann sagen wir laut und deutlich:
Wir fordern Freiheit, Gerechtigkeit und Anwaltsschutz für alle – auch für die, die ihr abschieben wollt.
Und wir werden nicht schweigen.
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