95 Düsenjäger für einen Steuervermeider

Eine blaue Plane über Venedig. (echt schlechtes Photoshop-Gedingse) — *Party in Venedig, die keiner sieht.*

Geneigte Leser*innen und Genoss*innen,

stellen Sie sich vor, Sie planen eine Hochzeit. Vielleicht ein kleines Fest im Garten, ein Buffet, ein paar Blumen und ein DJ, der die Lieblingssongs der Familie auflegt. Nun, das ist nicht ganz der Stil von Jeff Bezos, dem Mann, der uns gezeigt hat, dass man nicht nur Bücher, sondern auch die Grenzen des guten Geschmacks online bestellen kann.

Jeff Bezos, der Gründer von Amazon und ein Mann, der mehr Geld hat, als die meisten von uns je in ihrem Leben sehen werden, hat beschlossen, dass seine Hochzeit nicht nur ein Fest, sondern ein Spektakel sein soll. Ein Spektakel, das die Welt in Erstaunen versetzt und die Umweltaktivisten in Tränen ausbrechen lässt. Mit einem Budget von um die 10 Millionen Dollar ¹ oder wie uns Insider über verschlungene Wege sagten (psst, nicht verraten): 100 Millionen Dollar – eine Summe, die für den Rest von uns eher wie das Gesamteinkommen der kompletten Familie, inklusive aller Schwippschwäger*innen in den letzten 1312 Jahren klingt – hat Bezos gezeigt, dass er weiß, wie man Geld ausgibt. Oder besser gesagt, wie man es verschwendet.

Die Gäste wurden nicht etwa mit der Bahn oder einem einfachen Linienflug eingeladen, nein, das wäre ja viel zu gewöhnlich. Stattdessen fliegen 95 Privatjets ² durch die Gegend, um irgendwann in/um Venedig zu landen, damit die illustren Gäste ein bisschen feieren können. Man stelle sich das vor: 95 Privatjets! Das ist nicht nur eine beeindruckende Zahl, sondern auch eine beeindruckende Menge an CO2, die da in die Atmosphäre geblasen wird. Aber wer zählt schon ein paar Tonnen CO2, wenn man halb Hollywood und eventuell auch einige Staatsoberhäupter zum Dinner einlädt?

Außerdem: Der ganze Privatjet-Spaß kostet dann auch noch mal um die 10 Millionen Dollar – Was für Gelder da einfach mal eben verbrannt werden. Da wird einem nur schlecht, oder?

Doch damit nicht genug. Bezos hat sich nicht damit begnügt, einfach nur eine Location in Venedig zu mieten. Nein, er hat einen Teil der Stadt „reserviert“. Man könnte fast meinen, Venedig sei ein exklusives Restaurant, das man für eine private Feier buchen kann. Aber hey, wenn man eben mal 100 Millionen Dollar zur Verfügung hat, warum nicht einfach einen Teil einer der schönsten und historisch wertvollsten Städte der Welt für sich beanspruchen?

Und dann ist da noch die Frage der Steuern. Jeff Bezos, ein Mann, der es geschafft hat, ein Imperium aufzubauen, das die Welt verändert hat, ist auch bekannt für seine Fähigkeit, Steuern zu vermeiden. Während der Rest von uns brav seine Steuererklärung ausfüllt und hofft, dass das Finanzamt uns nicht zu sehr zur Kasse bittet, hat Bezos Wege gefunden, sein Vermögen vor dem Fiskus zu schützen. Da ist es schon fast ironisch, dass er nun 100 Millionen Dollar für eine Hochzeit ausgibt, die in ihrer Verschwendungssucht fast schon an eine Karikatur erinnert.

Adam Smith³ sagte mal: „Alles für uns selbst und nichts für andere Menschen, scheint in jedem Zeitalter der Welt die niederträchtige Maxime der Herren der Menschheit gewesen zu sein.“ Und während die Arbeiterklasse um ihre Existenz kämpft, feiert die Bourgeoisie in einem Maßstab, der die Grenzen der Vorstellungskraft sprengt. Die Hochzeit von Jeff Bezos ist ein Paradebeispiel für die Exzesse des Kapitalismus, ein System, das auf Ausbeutung und Ungleichheit aufgebaut ist.

In diesem Sinne, lieber Jeff Bezos, herzlichen Glückwunsch zur Hochzeit! Möge Ihre Feier so funkelnd und maßlos sein, wie es nur jemand mit einem Fuhrpark aus Privatjets und einem „eigenen“ Stück Venedig vermag. Und wir anderen? Wir üben uns weiter in Bescheidenheit und hoffen tapfer, dass das Glück auch ohne goldene Champagnerfontänen, 95 Privatjets und einen abgesperrten Canale Grande (oder so ähnlich) zu uns findet. Viel Spaß beim Feiern – wir schauen uns derweil die Drohnen-Liveübertragung auf Amazon Prime an.

Mit schwarzem Humor und einem leichtem Ekel vor dem Kapitalismus,

Alle besorgten Bürger dieser Welt