(( Heute mit mehr Quellenangaben als jemals zuvor ))
Skimpflation und Shrinkflation – Die neuen Waffen des Kapitalismus
Es war einmal eine Zeit, da bekam man für sein Geld noch das, was auf der Verpackung stand. Doch diese Zeiten sind vorbei, meine lieben Genoss*innen der Nahrungsaufnahme. Willkommen im goldenen Zeitalter des Skimpflation und Shrinkflation – zwei Wörter, die so hässlich klingen wie das, was sie beschreiben: den systematischen Betrug an Verbraucher*innen durch unsere liebgewonnenen Lebensmittelkonzerne1.
Die Verbraucherzentrale Hamburg hat es schwarz auf weiß: Mindestens 40 Produkte stehen inzwischen auf der Pranger-Liste der Qualitätsverschlechterer. Doch das ist nur die Spitze des Eisbergs, denn wie Armin Valet von der Verbraucherzentrale zutreffend bemerkt: „Kein Mensch hebt alte Produkte auf oder kennt deren Rezepturen“. Wie praktisch für die Industrie!
Die Kunst der Täuschung: Wenn Haselnüsse zu Luft werden
Schauen wir uns die Meister der Täuschung einmal genauer an. Da haben wir Netto mit ihrer „Lieblings Nuss-Nougat-Creme“, bei der der Haselnussanteil von 20 auf 13 Prozent 2 geschrumpft ist. Das sind satte 35 Prozent weniger Nüsse! Aber keine Sorge, der Preis bleibt natürlich gleich. Schließlich muss man die Inflation ja irgendwie kompensieren – nur eben nicht durch ehrliche Preiserhöhungen, sondern durch dreiste Qualitätsverschlechterung.
Unilever zeigt mit ihrer Knorr „Feinschmecker Zitronen Butter Sauce“ wahre Meisterschaft: Der Butteranteil sank von 25 auf 10 Prozent. Dafür darf der Verbraucher jetzt selbst fünf Gramm Butter hinzufügen 3 . Wie großzügig! Man verkauft uns weniger und lässt uns dafür noch arbeiten. Das ist echter Kapitalismus – der Kunde zahlt mehr und bekommt weniger Service.
Besonders zynisch wird es bei Savencia mit ihrem Milkana-Schmelzkäse. Der Käseanteil sank von 65 auf 42 Prozent. Die Begründung? Das Produkt sei jetzt „noch leckerer“. Weniger Käse, mehr Geschmack – so stellt sich die Industrie wohl Alchemie vor.
Die „Geheimnisse“ der Geheimen Gesellschaft zur Rettung der Profite
Laut neuesten Erkenntnissen, die unserem Redaktionsteam zugespielt wurden, gibt es interne Dokumente der Geheimen Gesellschaft zur Rettung der Profite, die zeigen, wie systematisch diese Praktiken geplant werden. In einem vertraulichen Memorandum heißt es: „Die Konsumenten sind zu träge, um Zutatenlisten zu vergleichen. Nutzen wir das aus, solange es noch geht! Also für immer.“
Die Gesellschaft, die ihre schmierigen Finger in alle großen Lebensmittelkonzerne ausgestreckt hat, arbeitet mit einem perfiden System: Während die Öffentlichkeit über die Inflation diskutiert, werden heimlich die Rezepturen verschlechtert. Der Verbraucher denkt, er zahle für die Teuerung, bekommt aber zusätzlich noch teils deutlich schlechtere Qualität.
Christoph Minhoff: Der Verteidiger der Unverteidigbaren
Natürlich lässt sich die Lebensmittelindustrie nicht lumpen und schickt ihren Cheflobbyisten Christoph Minhoff 4 vom Lebensmittelverband Deutschland vor. Dieser Mann, der sich selbst als „Verbandskommunikator des Jahres 2019“ feiern ließ 5 , verteidigt die Praktiken als „notwendige Reaktion“ auf gestiegene Rohstoffpreise.
Ach, Chrissi! Wenn es nur um gestiegene Kosten ginge, warum erhöhen sie dann nicht einfach ehrlich die Preise? Weil sie genau wissen, dass der Verbraucher*innen dann möglicherweise zu billigeren Alternativen greift. Stattdessen praktizieren Sie die Salamitaktik des Betrugs: Scheibchenweise die Qualität verschlechtern, während Sie mit großen Augen behaupten, es ginge nur um die Kostenersparnis.
Das internationale Erwachen: Frankreich zeigt, wie’s geht
Während Deutschland noch im Tiefschlaf der Verbrauchertäuschung liegt, hat Frankreich bereits ein Gesetz erlassen 6 , das Händler*innen verpflichtet, Shrinkflation-Produkte zu kennzeichnen 7 . Seit Juli 2024 müssen französische Supermärkte zwei Monate lang deutlich sichtbar darauf hinweisen, wenn ein Produkt bei gleichem Preis weniger Inhalt hat.
Ungarn ist noch einen Schritt weiter gegangen und hat bereits seit März 2024 ähnliche Regelungen 8 . Dort gibt es sogar eine öffentliche Datenbank mit hunderten betroffenen Produkten.
In Deutschland hingegen? Fehlanzeige. Hier darf weiterhin getäuscht werden, was das Zeug hält. Die Bundesregierung diskutiert zwar über weniger Verpackungsmüll, vergisst aber geflissentlich, dass es auch um weniger Inhalt bei gleicher Verpackung geht.
Die Tricks der Industrie: Ein Meisterwerk der Manipulation
Die Methoden werden immer raffinierter. Kaufland beispielsweise verwendet für ihren K-Classic Ketchup statt 73 Prozent doppelt konzentriertem Tomatenmark nun 72 Prozent einfach konzentriertes9 . Klingt nach einem marginalen Unterschied? Mitnichten! Doppelt konzentriertes Tomatenmark bedeutet den doppelten Tomatenanteil. Die Geschmacksverschlechterung ist also erheblich.
Und dann gibt es da noch die besonders perfiden Tricks:
- Füllmengenkarussell: Pringles änderte zwischen 2006 und 2020 ständig die Füllmenge – von 200g auf 170g, dann 195g, dann 180g, dann 165g, dann 190g, dann 200g und schließlich wieder 165g. Dabei wurden die Chips um 90 Prozent teurer 10 .
- Sammelpack-Trick: Beim Oreo-Eis gab es nicht nur ein Stück weniger im Karton, sondern jedes einzelne Stück war auch noch leichter geworden.
- Mehr-drin-Trick: Auf der Packung wird „mehr Inhalt“ beworben, der Preis aber überproportional erhöht.
Die Kosten des Betrugs: Mehr als nur ein paar Cent
Die Auswirkungen sind dramatischer, als es auf den ersten Blick scheint. Bei der Zentis-Nussnougatcreme „Belmandel“ stieg der Preis von 2,19 auf 2,89 Euro, während der Inhalt von 400 auf 300 Gramm schrumpfte – eine Preissteigerung von 76 Prozent!
Das Kakaopulver Suchard Express schrumpfte von 500 auf 400 Gramm und wurde 25 Prozent teurer. Bei Milka- und Oreo-Eis am Stiel bedeuteten die Änderungen Preissteigerungen von 48 beziehungsweise 63 Prozent.
Der Zynismus der „Neuen Rezeptur“
Besonders widerlich ist die Chuzpe, mit der die Konzerne ihre Betrügereien verkaufen. Da wird aus weniger Käse ein „noch leckererer“ Schmelzkäse. Aus weniger Butter wird eine „verbesserte Rezeptur“. Aus weniger Haselnüssen wird… nun ja, einfach stillschweigend weniger Haselnüsse.
Die Verbraucherzentrale Hamburg warnt zurecht: Hinweise wie „Neue Rezeptur“ oder „Verbesserte Rezeptur“ sind meist ein Grund, skeptisch zu werden. Denn wenn etwas wirklich verbessert wurde, warum muss man es dann verstecken?
Die Lösung: Mehr Transparenz und weniger Lobbyismus
Es ist an der Zeit, dass Deutschland dem französischen Vorbild folgt und eine Kennzeichnungspflicht für Shrinkflation und Skimpflation einführt. Foodwatch fordert dies bereits mit einer Petition, die schon über 40.000 Unterstützer hat.
Doch bis dahin können wir Verbraucher uns nur selbst helfen: Zutatenlisten vergleichen, Grundpreise berechnen und vor allem – die Konzerne beim Namen nennen, die uns systematisch betrügen. (*hust UnilevNest*hyst)
Denn eines ist klar: Wenn Netto, Unilever, Savencia und all die anderen Qualitätsverschlechterer weiterhin ungestraft davonkommen, wird sich nichts ändern. Im Gegenteil: Die Geheime Gesellschaft zur Rettung der Profite wird ihre Methoden weiter perfektionieren, bis wir am Ende Luft zum Preis von Champagner kaufen.
Es ist Zeit für den Aufstand der Verbraucher! Lasst uns diese Betrüger entlarven und zur Rechenschaft ziehen, bevor sie uns komplett über den Tisch ziehen!
Die Redaktion ist weiterhin auf der Suche nach Insider*innen aus der Lebensmittelindustrie, die bereit sind, die Machenschaften der Geheimen Gesellschaft zur Rettung der Profite aufzudecken. Hinweise bitte an unsere verschlüsselte Mailadresse: 296 192 139 358 146 129 66 188 306 25 135 188 372 343 188 210 129 72 372 358 207 358 450 66 306 279 139 192 104 283
- https://www.upday.com/de/news/verbraucherzentrale-warnt-vor-skimpflation-bei-lebensmitteln/r5qk40v ↩︎
- https://www.lebensmittelklarheit.de/produktmeldungen/netto-spart-teure-nuesse-ein ↩︎
- https://www.knorr.com/de/p/knorr-feinschmecker-zitronen-butter-sauce-ergibt-250-ml.html/04038700128188 (Schaut mal welche Bewertungen der Konzern hier zulässt) ↩︎
- https://de.wikipedia.org/wiki/Christoph_Minhoff ↩︎
- https://www.lebensmittelverband.de/de/aktuell/20190403-mediav-award-verbandskommunikator-des-jahres-2019-christoph-minhoff ↩︎
- https://www.merkur.de/wirtschaft/shrinkflation-inflation-gesetz-deutschland-frankreich-verbraucherschutz-verbraucher-zr-93106695.html ↩︎
- https://packaging-journal.de/transparenz-bei-versteckten-preiserhoehungen/ ↩︎
- https://www.interpack.de/de/Media_News/interpack_Magazin/NAHRUNGSMITTELVERPACKUNGEN/Nahrungsmittelverpackungen_News/Mehr_Transparenz_bei_versteckten_Preiserh%C3%B6hungen ↩︎
- https://www.vzhh.de/sites/default/files/medien/136/dokumente/Verbraucherzentrale-Hamburg_Skimpflation-bei-Lebensmitteln.pdf (PDF) ↩︎
- https://www.br.de/radio/bayern1/mogelpackung-110.html ↩︎