
Ein Grabstein im Dunkel - dahinter ein Feuerwerk
Meinungsartikel von Reinhold Helgeson
Utah – Charlie Kirk war keine harmlose Figur, sondern eine giftige faschistische Hassmaschine par excellence. Er gründete und führte Turning Point USA, eine faschistische Jugendgruppe, die sich aktiv an Universitäten breit machte, um die Vorherrschaft der weißen Rasse zu propagieren, Migrant*innen zu hassen und linke Bewegungen zu diffamieren. Kirk war eine zentrale Figur im Trumps autoritärem Terrorapparat und spielte 2024 eine Schlüsselrolle in dessen Wahlkampf, indem er Hass und Rassismus systematisch salonfähig machte. Seine Organisation und sein Wirken trugen dazu bei, eine gefährliche rassistische und faschistische Ideologie unter jungen Leuten zu verbreiten, die Gewalt und Intoleranz als legitimes politisches Mittel ansahen.
Jawohl, Charlie Kirk ist tot – und zwar auf die einzig ironisch angemessene Weise: Mitten auf seiner faschistoiden Propagandatour in Utah einfach weggeblasen – eine Kugel, ein Schuss, ein Scherbenhaufen.
Während die Regierungsnahen vor Schock erstarren und Blümchen an Metallabsperrungen knüpfen, hätte die Welt jedes Recht, bei jedem Wort von „Trauer“ sarkastisch aufzulachen: Ein Hauptakteur der rechten Radikalisierung ist aus dem Spiel gekickt worden. Ein Attentat? Ja. Traurig? Sicher nicht für alle.
Mitten rein – Die Fakten
Charlie Kirk, dieses Jungmaskottchen des autoritären Albtraums, wurde bei einer Veranstaltung an der Utah Valley University vor rund 3000 Zuschauer*innen förmlich exekutiert: Ein Scharfschütze, ein sauberer Schuss in den Hals – von einem Dach aus, einfach so, weil die Bühne für rechte Hetze offenbar keinen Platz im 21. Jahrhundert mehr hat. Die Behörden winden sich, haben gleich mal irgendwelche unbeteiligten Leute verhaftet, während das FBI nun fieberhaft einem mutmaßlichen Täter samt Schnappschussfoto nachsetzt. Tja, wenige Sekunden Kugel, viele Jahre Nachbeben – so funktioniert politische Gewalt heutzutage im Land der permanenten Bewaffnung.
Kirks letzte Worte? Sicher keine Einsicht, sondern der übliche Sermon: Hass auf Queers, Hass auf Migrant*innen, Hetze gegen alles, was nach Fortschritt riecht. Ein Hassprediger bis zum letzten Tropfen Blut, der seine Pfründe in den safe spaces amerikanischer Unis – Hallen voller MAGA-Fratzen – verteidigte. Seine Organisation, Turning Point USA, das PR-Truppenlager der republikanischen Jugend, bleibt als toxisches Erbe zurück.
Die Maske der Demokrat*innen und die „Neutralität“
Schaut man sich jetzt das Gewinde aus Heuchelei und Betroffenheitslyrik an, spuckt der Magen Feuer: Sogar präsidiale Stellungnahmen – von „Trauer“ bis hin zu Märtyrer-Gedöns aus Trumps Oval Office, ausgerechnet jetzt, wo der tote Kirk als Galionsfigur der weißen, konservativen Regression und „wahrer Amerikaner“ verklärt wird. Die Demokraten? Verurteilen die Tat, natürlich. Gibt ja einen demokratischen Staat zu verteidigen – und den blutig gewordenen Konsens, dass politischer Mord zwar „keinen Platz in der Gesellschaft“ hat, aber jede*r weiß: Für die Opfer systematischer rechter Gewalt gibt’s keine Nationaltrauer, da laufen die Uhren ganz anders.
Trump ruft zur „Abkehr von Hetze“ auf. Was für ein Witz. Die Herrscher des Systems stehen Spalier, als wäre der Verlust eines rechten Spin-Doctors gleich das Ende der Verfassung. Ach ja: Die US-Flaggen wehen auf halbmast, als wäre ein Demokratikum gefallen und nicht der Lobbyist der Repression und Bildungsfeindlichkeit.
Und nun?
Was haben wir jetzt, nach „Charlies Ende“? Die Normalisierung von politischem Mord als Werkzeug der Gesellschaftskorrektur. In weniger als einem Jahrzehnt ist die Gewalt von den Straßenparolen direkt auf die Bühne – und wieder zurück – gekrochen. Wer jetzt mit „Nie wieder!“ kommt, hat den Schuss wortwörtlich nicht gehört: Gewalt war schon immer eine Option der Herrschenden – und kam selten von links, sondern stets gepackt in Uniform, Businessanzug oder Kreuzritterpose. Kirk war keine Ausnahme, sondern Produkt, Multiplikator – und Opfer dieses schmutzigen Spiels.
Jetzt wird’s konkret. Schuldig sind nicht nur die ausführenden Hände, sondern das ganze autoritär-konservative Piss-Kartell – die PR-Truppen drumherum, die Pressefuzzis, die systemtreue Polizei und die Chef*innenetagen der Medienschergen.
- Charlie Kirk selbst: Verantwortlich für Jahre rechter Hetze, Desinformation, Queerfeindlichkeit und das Salonfähigmachen von Gewalt gegen Minderheiten.
- Turning Point USA: Das Nachwuchslager für strauchelnde republikanische Student*innen, eine Kaderschmiede organisierter Demokratiefeinde.
- Trump & Konsorten: Für alle, die „Entrüstung“ spielen, während das System systematisch Menschen nach Hautfarbe, Geschlecht und Armut aussiebt und in den Krieg schickt, bleibt nur Zynismus. Die Instagram-Story des Orangefarbigen zum „Märtyrer der Wahrheit“ ist der blanke Zynismus.
- Medien und Behörden: Für die tägliche Relativierung, das „beide Seiten“-Palaver, die Kultivierung von Gleichgültigkeit und die Erfindung immer neuer Rechtfertigungen für rechtskonservative Gewaltfantasien.
Zeit für Wut, Zeit für Widerstand!
Nicht Mitgefühl, sondern Konsequenz ist angesagt. Kein Tränenmeer für einen, der sein Leben dem Aufbau eines politischen Giftlabors verschrieben hat. Der Tod von Charlie Kirk wird nichts zum Guten wenden, aber ist auch kein Grund, in die Defensive zu geraten. Im Gegenteil – Sargnägel für das faschistoide System werden selten einzeln geliefert!
Keine Bühne mehr für rechte Propaganda, für Genderhass, für den politischen Mordgag als „Betriebsunfall“ der Demokratie. Solidarität heißt: hinter den Angegriffenen stehen, überall da, wo rechte Propaganda gedeiht. Die Bildsprache der Macht brechen, Strukturen der Unterdrückung sichtbar machen, Gegenmacht organisieren – und niemals den Irrsinn glauben, dass das „Zentrum“ neutral ist.
Trauert nicht um Charlie Kirk. Organisiert euch gegen das System, das ihn großgemacht hat, und das millionenfach weiter mordet – Tag für Tag, Gesetz für Gesetz. Die einzige Tragödie an diesem Tod ist, dass seine Bühne zu groß war und zu viele das Maul halten.