Wenn die Armen die Ärmeren retten sollen

Es ist fast so, als hätten einige tatsächlich unseren Artikel vom 13.07.25 gelesen: „Die große Renten-Abzocke“. Damals schrieben wir über die systematische Verarmung der Rentner*innen, über die Heuchelei der „demografischen Herausforderung“ und die perfide Logik eines Systems, das aus 45 Jahren Arbeit Altersarmut macht. Jetzt bestätigen neue Zahlen: Wir lagen richtig – und das ist verdammt deprimierender als recht zu behalten bei der Frage, ob es heute regnet.
Die Armutsgefährdungsquote bei über 65-Jährigen ist von 18,4 Prozent (2023) auf 19,6 Prozent (2024) gestiegen 1 Das sind jetzt 3,54 Millionen Menschen – 300.000 mehr als im Vorjahr. Frauen trifft es mit 21,6 Prozent härter als Männer mit 17,1 Prozent 2. Die „Geheime Gesellschaft zur Rettung der Profite“ reibt sich die Hände und öffnet schon mal den Champagner: Mission erfolgreich abgeschlossen!
Der „Boomer-Soli“: Robin Hood für Bettelarme
Aber halt! Die Politik hat eine „Strategie“ entwickelt! Den sogenannten „Boomer-Soli“ – und der ist so genial zynisch, dass selbst wir erstmal dachten, das wäre ein Sketch von der Anstalt. Die Idee: Die reichsten 20 Prozent der Rentner*innen sollen den ärmsten 20 Prozent helfen 3. Klingt fast sozial, oder? Wie eine Mischung aus Robin Hood und Hartz IV!
Hier die brutale Realität: Als „reich“ gilt bereits, wer mehr als 902 bis 1.048 Euro Rente bekommt 4. Wer darüber liegt, soll 10 Prozent abgeben. Das ist keine Umverteilung von reich zu arm – das ist die Suppenküche bittet andere Suppenküchen um Spenden! Während die wirklich Reichen ihre Milliarden in Steueroasen parken und wahrscheinlich über uns lachen, bis sie vom Stuhl fallen, sollen Rentner*innen mit 1.100 Euro diejenigen mit 800 Euro retten.
Die Existenz-Bedrohung durch „Solidarität“
Jetzt wird’s richtig zynisch: 46,4 Prozent der über 70-Jährigen wohnen zur Miete 5 – fast die Hälfte aller Rentner*innen sind also Mieter*innen! Deutschland hat europaweit die niedrigste Wohneigentumsquote 6, nur 42,1 Prozent aller Haushalte besitzen Wohneigentum. Bei einer durchschnittlichen Nettokaltmiete von 7,28 Euro pro Quadratmeter (Bestandswohnungen) oder gar 9,66 Euro bei Neuangeboten 7 wird aus dem „Boomer-Soli“ schnell ein Räumungsgrund.
Rechnen wir mal nach: Ein*e alleinstehende*r Rentner*in mit 1.100 Euro soll 10 Prozent = 110 Euro abgeben. Bleiben 990 Euro. Bei einer 50-Quadratmeter-Wohnung in einer deutschen Großstadt (Bestandsmiete: 364 Euro, Neuvermietung: 483 Euro) plus Nebenkosten sind schnell 500-600 Euro weg. Für Essen, Strom, Medikamente und den Rest des Lebens bleiben dann 400-500 Euro. In München oder Berlin, wo die Mietbelastung bei 37 Prozent des Einkommens liegt 8, wird’s existenzbedrohend.
Das ist die neue Definition von „Reichtum“: Wer sich noch Nudeln ohne Soße leisten kann, ist automatisch verpflichtet, anderen zu helfen! Während echte Reiche mit Millionen-Einkommen steueroptimiert durch irgendwelche Schlupflöcher schlüpfen, sollen Rentner*innen, die gerade mal über der Grundsicherung liegen, ihre letzten Groschen, sorry Cents, teilen.
Es ist, als würde man Obdachlosen vorschlagen, ihr Dosenpfand an noch ärmere Obdachlose abzugeben – während die Penthouse-Bewohnerinnen von oben zuschauen und applaudieren: „So schön, diese Solidarität! Brilliant! Wir lassen die Hungrigen um die Brotkrümel kämpfen, während wir ungestört unsere Bankett-Tafeln füllen. Als Bonus können wir dann sagen: ‚Seht her, die Armen helfen sich gegenseitig – der Markt regelt das!‘ Und das Beste: Wenn’s nicht funktioniert, sind die Rentner*innen schuld, weil sie nicht solidarisch genug waren! Genial! „
Die „Strategien“ der Altersverarscher
Aber das ist noch nicht alles! Die neuesten „Strategien gegen Altersarmut“ lesen sich wie eine Mischung aus Satire und Betriebswirtschaftslehre für Anfänger*innen:
Betriebliche Altersvorsorge: Die Lösung für alle, die sich eine Lösung leisten können! Mit „Unterstützung der Arbeitgeber*innen“ – als hätten diese plötzlich ihre soziale Ader entdeckt und würden nicht mehr jeden Cent drei Mal umdrehen, bevor sie ihn ausgeben 9. Die Realität: Wer schon arm ist, kann sich keine zusätzliche Vorsorge leisten. Das ist, als würde man Obdachlosen Immobilien-Tipps geben.
Riester-Rente: Ja, ernsthaft. Die gescheiterte Riester-Rente wird immer noch als „Baustein der privaten Vorsorge“ verkauft. Als hätten nicht schon Millionen Menschen dabei mehr Geld verloren als in einem Casino in Las Vegas. Aber hey, die Versicherungskonzerne freut’s – die haben schließlich Familien zu ernähren. Yacht-Familien.
„Präventive Strategien“: Experten fordern „vorbeugende Strategien, bevor zum Beispiel pauschal niedrige Renten aufgestockt werden“ 10. Übersetzung: Bloß kein Geld direkt an die Armen! Lieber komplizierte Umwege über 47 Behörden und 13 Antragsformulare, damit auch ja nichts bei den Betroffenen ankommt. Bürokratie as a Service!
Die Wahrheit hinter den Zahlen: Ein Horrorfilm mit Excel-Tabellen
Während die Politik von „innovativen Strategien“ faselt, wird die Realität immer brutaler – und zwar so brutal, dass Stephen King neidisch wäre:
- 728.990 Menschen beziehen Grundsicherung im Alter – ein neuer Höchststand 11. Das sind mehr Menschen als in Frankfurt am Main leben!
- Das deutsche Rentenniveau liegt bei mickerigen 52,9 Prozent, während es in Dänemark 84 Prozent, in Frankreich 74,4 Prozent und in Italien 81,7 Prozent beträgt 12. Der OECD-Durchschnitt liegt bei 62,4 Prozent – wir sind das Entwicklungsland unter den Industrienationen, nur mit Autobahn!
- 33 Prozent der erwerbstätigen Rentner*innen arbeiten aus finanzieller Notwendigkeit weiter – mehr als der EU-Durchschnitt . Ein Drittel kann sich das Nicht-Arbeiten nicht leisten! Das ist wie ein Urlaub, den man sich nicht leisten kann – nur dass es der Rest des Lebens ist.
Die bitterste Erkenntnis: Die Armen werden nicht nur ärmer – sie werden auch gegeneinander ausgespielt wie in einer dystopischen Reality-Show. Der Paritätische Armutsbericht 2025 zeigt, dass das mittlere Einkommen von Personen unterhalb der Armutsgrenze von 981 Euro (2020) auf 921 Euro (2024) gesunken ist 13. Die Armen werden ärmer, während die „Strategien“ darauf abzielen, dass sie sich gegenseitig mit dem Teelöffel aus der Suppe helfen sollen.
LEAKED: Neue Dokumente der „Geheimen Gesellschaft zur Rettung der Profite und Unterdrückung“ – Diesmal mit Popcorn!
„Operative Strategie Altersarmut 2.0 – Codename: Hunger Games für Rentner*innen“
„Der Boomer-Soli ist ein Geniestreich! Wir haben das Unmögliche geschafft:
- Punkt 1: Wir definieren 1.000 Euro Rente als ‚steinreich‚ – Jeff Bezos würde weinen vor Neid.
- Punkt 2: Die wirklich Reichen bleiben außen vor und können in Ruhe ihre Goldbarren polieren.
- Punkt 3: Die Medien feiern uns für ’soziale Innovation‘ – als hätten wir das Rad neu erfunden, nur viereckig. Ergebnis: Die Rentner*innen bekämpfen sich gegenseitig wie in einer Netflix-Serie, während wir unsere Profite maximieren und nebenbei Golf spielen. Bonus: Wer das kritisiert, ist automatisch gegen ‚Solidarität‘ – geil, oder?“*
„Plan B: Privatisierung durch die Hintertür – Oder: Wie man Leuten Sand als Kaviar verkauft“
„Falls der Boomer-Soli nicht ausreicht (was er garantiert nicht wird, lol): Mehr betriebliche und private Altersvorsorge pushen! Die Leute sollen ihr bisschen Geld den Versicherungskonzernen geben – freiwillig! Es ist wie ein Magier-Trick: Sie geben uns Geld und bekommen noch weniger Rente zurück. Win-Win-Win: Wir kassieren Provisionen, sie bekommen Almosen, und wir können später sagen ‚Selbst schuld, hätten sie mal mehr vorgesorgt!‘ Kapitalismus at its finest!“
Die internationale Schande: Deutschland – das Armenhaus mit BMW
Deutschland, das angeblich so reiche Land, leistet sich eine Renten-Peinlichkeit sondergleichen. Während andere EU-Länder ihre Rentner*innen anständig versorgen, entwickeln wir „innovative Umverteilungsmodelle“ zwischen den Armen. Es ist, als würde Deutschland in der Champions League der Wirtschaft spielen, aber bei der Rente beim Eltern-Kind-Turnen in Bergenhusen antreten.
61 Prozent der 18- bis 60-Jährigen haben berechtigte Angst vor Altersarmut 14. Besonders Frauen (67 Prozent) und junge Menschen unter 40 (65 Prozent). Sie ahnen, was auf sie zukommt: Ein System, das sie 45 Jahre lang wie Zitronen ausquetscht und dann mit Pfandflaschen-Gutscheinen abspeist.
Die wahren Lösungen – oder: Was passiert, wenn man Politik für Menschen macht
Statt „Strategien“, die Armut nur umverteilen wie ein Kartenspiel mit gezinkten Karten, braucht es echte Lösungen (radikales Konzept, wir wissen):
- Mindestrente von 1.500 Euro – nicht verhandelbar! Das ist weniger als ein Porsche-Leasingrate, sollte also machbar sein.
- Alle zahlen ein: Beamte, Politiker*innen, Selbstständige – keine Ausnahmen! Warum sollen ausgerechnet die Leute, die über unser Rentensystem entscheiden, nicht selbst davon betroffen sein?
- Schluss mit der Beitragsbemessungsgrenze für Großverdiener! Wer Millionen scheffelt, kann auch Millionen einzahlen.
- Rentenniveau auf mindestens 53 Prozent anheben! Andere Länder schaffen 80 Prozent – sind wir etwa unfähig? Wir haben doch Faxgeräte!11!!
- Reiche besteuern: Vermögenssteuer, Erbschaftssteuer, Finanztransaktionssteuer! Revolutionäre Idee: Die, die Geld haben, sollen auch welches abgeben.
Aber das will das System nicht. Lieber lassen sie 1.100-Euro-Rentnerinnen gegen 800-Euro-Rentner*innen kämpfen, während sie selbst auf ihren Milliarden sitzen wie Scrooge McDuck in seinem Geldspeicher.
Fazit: Systemversagen als Geschäftsmodell – Jetzt mit Extra-Zynismus
Die neuen „Strategien gegen Altersarmut“ sind der perfekte Beweis: Dieses System ist nicht kaputt – es funktioniert genau so präzise wie ein Schweizer Uhrwerk. Nur dass diese Uhr rückwärts läuft und dabei Geld aus den Taschen der Armen in die Safes der Reichen transportiert. Maximaler Profit für wenige, maximale Ausbeutung für viele. Und wenn die Ausgebeuteten zu arm werden, sollen sie sich halt gegenseitig den letzten Cent teilen – Solidarität nennt man das heute!
Unser Artikel vom Juli hatte recht: „45 Jahre Arbeit = Armut im Alter. Das ist der Deal, den sie euch aufgezwungen haben.“ Jetzt haben wir schwarz auf weiß, dass es noch schlimmer wird. Die „Strategien“ sind keine Lösungen – sie sind die Fortsetzung des Problems mit anderen Mitteln. Wie ein Pflaster auf ein gebrochenes Bein, nur dass das Pflaster auch noch Geld kostet.
In diesem Sinne: Sammelt weiter Pfandflaschen, ihr lieben Rentner*innen. Und vergesst nicht, euch untereinander zu „solidarisieren“ – schließlich haben die wirklich Reichen wichtigere Dinge zu tun. Zum Beispiel neue Yachten kaufen, die größer sind als manche Dörfer. Oder überlegen, ob sie sich die dritte oder vierte Privatinsel gönnen sollen.
P.S.: Falls jemand fragt, wo die ganzen Milliarden aus den produktivsten Jahrzehnten der deutschen Geschichte geblieben sind – sie machen gerade Urlaub in der Karibik. Ohne Rückkehr-Ticket.
- https://arbeitsmarkt-und-sozialpolitik.verdi.de/ueber-uns/nachrichten/++co++960f7562-ea2e-11ef-b2ee-a9a697b30fa0 ↩︎
- https://www.buerger-geld.org/news/rente/altersarmut-in-deutschland-2025-aktuelle-zahlen-und-loesungen-fuer-millionen-betroffene-rentner/ ↩︎
- https://www.diw.de/de/diw_01.c.967996.de/boomer-soli____kann_deutsches_rentensystem_stabilisieren.html ↩︎
- https://www.t-online.de/finanzen/ratgeber/altersvorsorge/gesetzlicherente/id_100820508/-rentner-soli-diw-studie-schlaegt-abgabe-auf-hohe-alterseinkuenfte-vor.html ↩︎
- https://de.statista.com/statistik/daten/studie/547785/umfrage/umfrage-in-deutschland-zur-wohnsituation-von-senioren-nach-altersgruppen/ ↩︎
- https://de.statista.com/statistik/daten/studie/155713/umfrage/anteil-der-buerger-mit-wohneigentum-nach-bundesland/ ↩︎
- https://wohnglueck.de/artikel/mieten-deutschland-10-jahresvergleich-26942 ↩︎
- https://www.diw.de/de/diw_01.c.916094.de/publikationen/wochenberichte/2024_41_1/mietbelastung_in_deutschland__in_den_letzten_jahren_nicht_gestiegen__aber_ungleich_verteilt.html ↩︎
- https://www.degura.de/blog/altersarmut-in-deutschland ↩︎
- https://www.empirica-institut.de/nc/nachrichten/details/nachricht/altersarmut-heute-und-in-der-zukunft/ ↩︎
- https://www.buerger-geld.org/news/rente/altersarmut-in-deutschland-2025-aktuelle-zahlen-und-loesungen-fuer-millionen-betroffene-rentner/ ↩︎
- https://growney.de/blog/deutschlands-rente-im-internationalen-vergleich ↩︎
- https://www.der-paritaetische.de/alle-meldungen/paritaetischer-armutsbericht-2025/ ↩︎
- https://www.marktforschung.de/marktforschung/a/altersvorsorge-monitor-2025-grosse-angst-vor-altersarmut/ ↩︎
So langsam glaube ich auch den Spruch vom „reichen Land“ nicht mehr. Wir sind ein Land mit ein paar Reichen, aber kein reiches Land. Jedenfalls nicht, bevor wir uns das Geld von dort holen, wo es von uns abgezockt und dann für die Klimakatastrophe befeuernde Maßnahmen ausgegeben oder „investiert“ wird; bei zweiterem ist dann wiederum mit Gewinnen zu rechnen, die den Reichtum weiter steigern.
So sieht es aus.
Die Mär vom „Reichen Land“ ist eben eine Erzählung, wie sie sich vor allem Reiche noch vorstellen.
Die Realitäten sehen oft doch sehr anders anders.
Nein, Deutschland ist kein reiches Land – wenn man denn _Median_ der Bevölkerung betrachtet.
https://en.wikipedia.org/wiki/List_of_countries_by_wealth_per_adult
Platz 30, hinter Österreich und vor Griechenland.
Der GINI Faktor zeigt die Ungleichheit sehr schön auf.
@redaktion
Teil ma pls https://epetitionen.bundestag.de/petitionen/_2025/_04/_09/Petition_180180.nc.html
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https://compost-magazin.de/2025/07/01/dieter-b-die-steuern-und-die-ironie-der-geschichte/
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