CSD-Verteidigen?

Autoritäre Kommunist*innen haben bei queerer Selbstermächtigung nichts verloren

Liebe Queer-Chaoten, Glitzeranarchos und regenbogenbewaffnete Antifaschist*innen: Holt den Seifenblasenwerfer raus, aber lasst den autoritären Staubwedel der Tankies draußen vor der Tür. Was sich da momentan unter dem Label „CSD-Verteidigen“ auf unsere Demos schleicht, ist nicht etwa antifaschistischer Selbstschutz von unten, sondern ein halbseidenes Kaderprojekt mit dogmatischem Marschbefehl.

„CSD-Verteidigen“, die selbsternannte Schutzmacht queerer Demos. Klingt nach Awareness, klingt nach antifaschistischem Selbstschutz, klingt nach Solidarität. Doch wer sich die Mühe macht, hinter das selbstgemalte Transpi mit harmloser Aufschrift zu schauen, blickt in einen ideologischen Abgrund – und findet dort genau das, was unsere Bewegung nie wollte: Kader, Kontrolle und kommunistische Kolonnen, die auf den CSD gehen wie andere zu ’nem Landesparteitag.

Wer ausgerechnet den CSD, ein Symbol gelebter Widerspenstigkeit, in ein bolschewistisches Marschieren umerziehen will, hat das mit dem „Pride“ gründlicher missverstanden als ein FDP-Abgeordneter den Mindestlohn.

Von wegen „Verteidigen“ – das ist autoritäres Anwanzen mit Fahnenappell

Die Truppe hinter „CSD-Verteidigen“ – maßgeblich orchestriert von Pride Rebellion und deren Dachverband Young Struggle – gibt sich als queer-solidarische Aktionsgruppe. In Wahrheit handelt es sich um die traurigste Form linker Folklore: politische Nachwuchszucht mit Dogmatismus-Garantie und Parteidisziplin. Was sie verteidigen wollen, sind nicht CSDs vor rechter Gewalt – sondern die letzten Reste ihrer Bedeutung im politischen Ödland, das selbst andere autoritäre Linke peinlich berührt.

Sie treten mit einem rotem Dreieck auf – eine Symbolik, die ursprünglich mal in antifaschistischen Kontexten verwendet wurde, inzwischen aber eine ganz andere Bedeutung bekommen hat: Das rote Dreieck wurde im Jahr 2023/24 zum klar identifizierbaren Bedrohungssymbol von Hamas-Sympathisant*innen, mit dem jüdische oder proisraelische Ziele markiert werden. Ganz offiziell in Propagandamaterial, auf Gebäuden, in Telegram-Kanälen. Wer das heute nutzt – selbst als linker Nachwuchsmilitant –, zeigt vor allem sein politisches Totalausfallverhalten in Sachen Awareness und Antisemitismuskritik.

Wer heute noch stolz ein rotes Dreieck hält, repräsentiert nicht antifaschistischen Widerstand – sondern weiß entweder nicht, was er tut, oder spielt willentlich mit Hamas-naher Bedrohungskultur. Beides hat auf keinen CSD was zu suchen.

Was vor Ort wirklich passiert

Genoss*innen aus verschiedenen Städten berichten: „CSD-Verteidigen“ versucht immer wieder, ungefragt Schutz- und Organisationsaufgaben zu übernehmen – obwohl die lokalen CSD-Orgas das gar nicht wollen. Trotzdem tauchen sie mit Flyern, Fahnen und Material auf, sorgen für Verwirrung und unnötigen Mehraufwand. Von tatsächlichem Schutz fehlt meist jede Spur, dafür gibt’s hinterher aber viel Selbstbeweihräucherung auf Social Media: „Wir haben CSD XY verteidigt!“ Klingt eher nach Selbstdarstellung als nach solidarischem Einsatz.

Nachwuchsfang statt Naziabwehr

Wer diesen Komplex mit „Massen-Selbstschutz“ verwechselt, fällt auf agitatorische Fassaden rein. In der Praxis sieht das so aus:

  • Sie klinken sich ungefragt in bestehende Demos ein.
  • Bringen ihre eigene Agenda mit, aber keinen Plan für Schutz.
  • Und stellen sich dabei auffälliger in Szene als jeder Wagen der Telekom.

Das Einzige, was sie tatsächlich „verteidigen“, ist ihr Zugriff auf subkulturellen Nachwuchs. Sie bieten keine Lösungen – sie bieten Eintrittskarten in autoritäre Gruppenprozesse.

Einer unserer Autorinnen bringt es auf den Punkt

„Wenn Tankies proklamieren, sollte eins sie beim Wort nehmen – und nicht einfach weg-, sondern zu den Faschos schicken. Dort können sie dann Wort halten – oder eben auch nicht –, aber in angemessener und sicherer Entfernung zu den vulnerablen Gruppen, die sie zu beschützen zwar vorgeben, in deren Mitte sie aber tatsächlich nur selbst Schutz (und Einfluss) suchen.“

Midas, Subcömandante

Feindbild Diversität

CSDs sind – bei all ihrer Widersprüchlichkeit – Momentaufnahmen queerer Hoffnung, Protest, Trauer und Ausbruch. Sie leben von Chaos, Reibung, Emotion. Von Entfesselung, nicht von Anleitung. Doch für autoritäre Linke ist genau das ein Problem: Pluralismus ist ihnen ein Graus. Abweichung – ein Symptom. Ihre heile Welt beginnt da, wo das letzte Glitzerkorn nach „klassenbewusster Orientierung“ durchsiebt wurde.

„CSD-Verteidigen“ ist kein Teil des queeren Widerstands. Es ist seine Aneignung durch eine politische Richtung, die nie etwas mit Selbstbestimmung am Hut hatte – und auch nichts damit zu tun haben will, außer wenn’s Gelegenheit zum Posterboy-Shooting gibt.

Was tun?
  • Orgas, schaut hin: Wenn ihr Gruppen mit Dreiecksflaggen, pseudo-harmlosen Parolen und zentralistischer Message seht: fragt euch, ob das eurer Demo gut tut – oder ob es sie kapert.
  • Crew, bleibt wach: Echtes Awareness braucht keine Fahne, sondern Haltung. Solidarität wird nicht dekretmäßig eingeführt, sondern gelebt.
  • Teilnehmer*innen, bleibt kritisch: Nicht jeder, der „verteidigen“ ruft, ist Freundin. Manchmal sind’s einfach nur autoritäre Opportunist*innen auf Ideologiereise.
Fazit: Keine Tankies auf unseren Demos

CSDs sind keine Bühne für realsozialistische Reenactments. Und erst recht kein Spielplatz für Menschen, die ihre autoritäre Ideologie auf den regenbogenbunten Rücken unserer Bewegung projizieren wollen. Der CSD ist manchmal nicht perfekt, lookin‘ at you Telekom – aber er gehört zu uns. Nicht zu denen, die immer noch glauben, sich selbst für die Avantgarde des 21. Jahrhunderts halten zu müssen – auf Kosten derer, die wirklich um ihr Leben kämpfen.

Und niemals vergessen: Stonewall was a riot!

Quelle: u.a. https://de.indymedia.org/node/519110

compost Magazin
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