
Bunkereingang (Symbolbild)
Wenn KZ-Bunker, Crypto und Rechtsextreme zusammen fallen
Halberstadt – Hier ist die nächste Runde Widerlichkeit und Zynismus vom allerfeinsten: Während in den Gängen der ehemaligen KZ-Stollen noch das Echo der unfassbar gequälten Zwangsarbeiter*innen nachhallt, stellen die Prepper-Boys und Investment-Freaks ihr Horrorhaus auf „digitale Innovation“. Die Schlagzeile: Millionenbunker für “Survival-Profis” und die Superreichen – und das im Blut und Dreck, den hier jahrelang deutscher Faschismus hinterlassen hat.
Der groteske Showdown: BunkerCoin, Techno-Prepper und Nazi-Erbe
Peter Jugl, Immobilienhai mit Rechtsaußenvergangenheit, will den Stollen in Halberstadt in ein Prepper*innen-Disneyland für den Weltuntergang umbauen. Mit BunkerCoin, seiner eigenen(!) Kryptowährung (basierend auf Solana), wird „Access“ zu atomwaffensicherem Luxus verkauft – als NFT, versteht sich. Ein Kubikzentimeter kostet einen Cent, ein 16-Quadratmeter-Zimmer also locker 400.000 Euro. Die Seite wimmelt vor Techno-Phrasen wie „Blockchain auf Radiowellen” und angeblicher vollkommener Dezentralität. Wer mitmacht, darf sich also nicht nur vor Pandemien und Kriegen, sondern auch vor Internet-Zensur und EMP-Angriffen sicher fühlen. Mal ehrlich: Das klingt nicht mal im Silicon Valley auf Koks glaubwürdig. Die KZ-Stollen werden zur Bühne für die Kryptolegenden, zur Festung der „Resilienz” – ironischerweise gebaut auf den Knochen von Zwangsarbeiter*innen, von denen allein im Stollen mehr als 4.000 binnen eines Jahres zu Tode gekommen sind.
Schamlosigkeit 2.0 – das absurde Geschäftsmodell
Während Investor Jugl sich auf Telegram über „beleidigt und bedroht” beklagt und in den Medien Empörung „nicht nachvollziehen kann”, ist das Hilfskonstrukt der Bunker-Prepper*innen eine einzige Verneinung dessen, wofür Gedenkkultur steht: NFTs und Kryptowährung löschen keinen Geschichtsunterricht aus, sie versprechen nur schnelle Kohle für „Tech-Dudes“ mit Endzeit-Fantasie. Es gibt unseres Wissens nach keine Genehmigung, kein wirkliches Nutzungskonzept, anscheinend sind nicht mal die rechtlichen Voraussetzungen klar – Hauptsache, die Werbebilder sind opulent und die Aussteiger*innen-Story stimmt. Nach heftiger öffentlicher Kritik pausiert Jugl das Projekt erst einmal und will das Areal für das Sechsfache an die Öffentlichkeit zurück verkaufen. Der Stollen wird zum Spielball, zur politischen Erpressung. So „entwickelt” man offenbar den historischen Erinnerungsort in Deutschland.
Systemversagen: Behörden im Delirium, Rechte im Party-Modus
Sachsen-Anhalt schwimmt in Ausreden. Angeblich habe man den Erwerb mehrfach versucht zu verhindern, aber eine damalige Insolvenz und Zwangsversteigerungen versemmelt. Der Investor hält die Behörden für „planlos und destruktiv”, Ministerien geben sich ahnungslos. Profiteur Jugl offeriert einen „kulturellen Beitrag”, den historischen Teil als Beigabe – wenn der Staat den Rest für Millionen abkauft. Es geht nie um Würde, sondern um Millionendeals und „Herstellungskosten”. Vergleichbare Nazi-Immobilien gehören auch anderen rechten Geschäftsleuten: So treffen sich Neonazi-Netzwerke regelmäßig in KZ-Relikten nahe Leipzig. Rechte gieren nach Symbolik, nach dem Tabubruch. Die rechtsextremen Parteien klatschen Beifall.
Täter-Strategie: Investiert, empört, abkassiert
Das „Whitepaper” der BunkerCoin-Jungs ist nichts anderes als ein zynisches Manifest für Prepper*innen-Fantasien und Kapitalverwertung auf den Überresten des Terrors. Die Token-Nutzer*innen bekommen „Nutzungsrechte”, im Krisenfall soll der Wert steigen. Doch wie bei fast jedem Krypto-Hype ist Betrug vorprogrammiert. Der Bunker-Entwurf ist eine Seifenblase für Tech-Zyniker*innen – aber die Empörung dient letztlich nur dem Ziel, das Gelände möglichst teuer an den Staat zu verscherbeln. Gedenkstätten-Arbeiter*innen und Angehörige sind angewidert, Politiker*innen reden von einem „Worst Case” für internationale Wahrnehmung, und Jugl? Bleibt ungerührt, zockt weiter und befeuert Panikartikel in Prepper-Gruppen: „Kriegsangst wächst – Gemeindebund will Bunker reaktivieren …”.
Jetzt reicht’s aber endgültig. Die Geschichte dieses Bunkers zeigt, wie die systematische Sabotage der NS-Aufarbeitung und die Normalisierung rechter Tabubrüche funktioniert: mit Schützenhilfe von technokratischem Prepper*innen-Kapitalismus und einer Politik, die lieber Kopf im Sand spielt, als antifaschistisch zu handeln. Es ist Zeit, die Stollen und ihre Tragödie zurückzuerobern und den Immobilienbluffern die Bühne zu nehmen!
Keine NFTs zu Lasten der NS-Erinnerung! Keine Tech-Fantasien auf dem Rücken der Ermordeten! Organisiert Proteste, blockiert die Lobby der Kryptoschwindler*innen, solidarisiert euch mit Gedenkstätten und deren Betreiber*innen, mit Überlebenden und deren Familien! Hört nicht auf, Lärm zu machen. Jeder Tag, an dem diese Bunker-Prepper ihr Geschäftsmodell weiter betreiben dürfen, ist ein Tag zu viel!
Der antifaschistische Kampf ist kein Hobby, sondern Verpflichtung. Erinnern heißt Widerstand! Keine Deals mit denen, die NS-Verbrechen zur Startup-Idee machen. Nieder mit Prepper-Kapitalismus und dem „Resilience Layer” der Feigheit – ehemalige KZ-Stollen gehören den Opfern, nicht den Tätern.
Quellen:
- https://www.barrons.com/news/anger-at-plan-to-turn-nazi-tunnels-into-bunker-for-super-rich-a7e0011c
- https://www.unsere-zeit.de/geschaefte-mit-der-dystopie-4795439/
- https://www.thelocal.de/20241210/anger-at-plan-to-turn-nazi-tunnels-in-eastern-germany-into-bunker-for-super-rich
- https://www.20min.ch/story/sachsen-anhalt-geplanter-luxusbunker-in-kz-stollen-sorgt-fuer-streit-103217780
- https://www.spiegel.de/panorama/halberstadt-fruehere-kz-stollen-koennten-luxusbunker-fuer-millionaere-werden-a-2ebbdf2d-5cbd-40f2-a72d-ab7e5791647d
- https://knack.news/11107







